Internationale Begegnungen im Rahmen der Aktivitäten des "Netzwerk Jungensport"

Im Juni 2019 war das "Netzwerk Jungensport" unter anderem bei zwei Veranstaltungen aktiv. Das Netzwerk organisiert im Schöneberger Norden einrichtungs- und trägerübergreifend Sportangebote für die hier lebenden Kinder und Jugendlichen. Es stellt gängige Sportarten vor und präsentiert auch solche, die den Kids im Schöneberger Norden üblicherweise nicht zugänglich sind. Dass das Netzwerk mit seiner Arbeit aber noch vielmehr bewirken kann, zeigen zwei Beispiele aus der Praxis.

Die Parkourgruppe

Turmklettern auf dem Spielfest

Argentinier/innen besuchen das Steinmetzstraßenfest im Schöneberger Norden

Am 7. Juni 2019 war das "Netzwerk Jungensport" beim Straßenfest in der Steinmetzstraße im Schöneberger Norden aktiv. Es hatte den Kletterturm und die Parkourgruppe mitgebracht. Die Parkourgruppe zeigte über eine Stunde lang einem staunenden Publikum welche "Moves" sie draufhat. Sie besteht hauptsächlich aus Jugendlichen, welche aus Afghanistan geflüchtet sind. Die Jugendlichen trainieren jeden Mittwoch in der Villa Schöneberg. Auch der Kletterturm war (wie immer) gut besucht, so dass die unterstützenden Jugendlichen die gesamte Zeit vollauf mit dem Sichern der Kletternden beschäftigt waren.

Unter den Zuschauern war auch eine siebenköpfige Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus Rosario, der drittgrößten Stadt Argentiniens. Sie befanden sich im Rahmen eines "ENSA"-Schüleraustausches mit der Karl-Zeiss-Oberschule in Berlin. Das Entwicklungspolitische Schulaustauschprogramm (ENSA) ist ein Förderprogramm für Schulpartnerschaften mit Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa und wird vom Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. Durchgeführt wird es von der Engagement Global gGmbH. Flucht war das Thema dieses Austausches, weshalb die Schülerinnen und Schüler sehr interessiert an einem Austausch mit der Parkourgruppe waren und dementsprechend das Fest besuchten.

Der Kontakt kam über einen Lehrer der Karl-Zeiss-Oberschule zustande, der seit Jahren Ehrenamtlicher im "Überbezirklischen Kletterprojekt Outreach / Internationales Klettern" ist. Die deutschen und argentinischen Schülerinnen und Schüler trafen sich die ersten zwei Tage des Austausches in der "KJFE Villa Schöneberg", planten die gemeinsame Zeit und führten ein Kompetenztraining durch. Ebenso besuchten sie unser dienstägliches regelmäßiges Kletterangebot. Auch hier trafen sie Geflüchtete. Besmellah und sein Seilpartner Samual hingen ihnen die Seile ein, sodass sie sicher Toprope klettern konnten.

Afghanen sichern Vietnames/innen auf dem Spielfest in Mariendorf

Der ROCKTREFF und das Spielfest finden seit 1984 im Volksparkstadion Mariendorf statt. Auch hier war das "Netzwerk Jungensport" am 15. und 16. Juni 2019 mit dem Kletterturm mit dabei, unter anderem unterstützt von zwei afghanischen Jugendlichen. Direkt neben unserem Turm befand sich der Stand des Vereins "Danke-Deutschland" e.V., ein Verein, getragen von vietnamesischen Boatpeople. Frau Prof. Barbara John: "Vietnamesen in Berlin, das ist eine Geschichte, die vor mehr als 30 Jahren begonnen hat, als etwa 2.000 Männer, Frauen und Kinder im damaligen West-Berlin aufgenommen wurden. Für sie wurde damals in der Bundesrepublik eigens ein neues Gesetz geschaffen, das Kontingentflüchtlingsgesetz".
Die Bundesrepublik nahm insgesamt 38 000 Vietnamesinnen und Vietnamesen auf. Und: Geschichte wiederholt sich, so das was heute bspw. Sea watch e.V. (und andere NGO´s) im Mittelmeer erleben, erlebten damals die  deutschen Helfer*innen der Cap Anamur im südchinesischen Meer.

"Was wir fast täglich aktuell über Flüchtlinge aus dem Maghreb hören, die versuchen die italienische Insel Lampedusa über das Mittelmeer zu erreichen, lässt auch die Schrecken des Drama in asiatischen Gewässern wieder lebendig werden".

Und auch die Schicksale der Geflüchteten wiederholen sich. Nocheinmal Barbara John "...  ich (lernte) viele Flüchtlinge persönlich kennen und erfuhr von ihren dramatischen Fluchterlebnissen: Von Familien, die auseinander gerissen wurden, weil für Ältere die lebensgefährdende Fahrt übers Meer nicht mehr zumutbar war oder weil Teile der Großfamilie in andern Ländern aufgenommen wurden. Ich hörte Berichte über Piraten, die erst die Flüchtlinge ausraubten, viele dann über Bord warfen, manchmal Frauen erst einmal „schonten“, um sie dann gefangen zu halten und zu vergewaltigen".

Auf dem Spielfest trafen nun Geflüchtete aus dem südostasiatischen Raum - Geflüchtete der ersten und der zweiten Generation aus Vietnam - auf Geflüchtete aus Südasien, aus Afghanistan. Es war schön zu sehen, wie es den afgahanischen Jugendlichen gelang, die vietnamesischen Jugendlichen zu motivieren wenigstens einmal den Kletterturm zu erklimmen.

Das Projekt "Netzwerk Jungensport" wird mit Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt über das Quartiersmanagement Schöneberger Norden unterstützt.