9. Kiezgespräch im Oktober 2019 zu Handel und Konsum harter Drogen um den U-Bahnhof Yorckstraße zeigte gute Zwischenergebnisse

Seit  April 2017 finden die Kiezgespräche zum Thema „Drogenhandel und –konsum im Kulmer Kiez“ statt, nachdem die Lage schon 2016 für die Anwohner/innen nicht mehr hinnehmbar war. Seitdem haben sie sich mit QM, Akteuren und Gewerbetreibenden auf den Kiezgesprächen ausgetauscht. Mit Profis wurden Lösungen gesucht und gefunden. Damit hat das QM Schöneberger Norden sein bewährtes Gesprächsformat erfolgreich eingesetzt. Am 24.03.2020 findet das 10. Kiezgespräch im KulmerKiez statt.

Das Formblatt zur Erfassung von Drogenkonsum-Rückständen

Bauarbeiten der BVG ...

... und des Bezirksamtes Tempelhof Schöneberg seit August 2019.

Der Spritzenabwurfbehälter am U-Bahnhof Yorckstraße im März 2019

2017 von Bewohner/innen erarbeitet: Der Infoflyer

Graffitiaktion gegen Drogen im Kiez 2017

Winterkiezfest der Nachbarschaft auf dem Katzlerplatz 2017

Projekt mit Bewohner/innen: "Grüne Tore" 2012

Bei der Neueröffnung des Katzlerplatzes im Jahr 2002

Positive Zwischenbilanz auf dem 9. Kiezgespräch

Zum 9. Kiezgespräch am 22. Oktober kamen wieder über 30 Teilnehmer/innen in den Treff 62 in die Katzlerstraße - Bewohner/innen und Vertreter/innen der Träger und Einrichtungen vor Ort, der Projekte, die mit dem Thema im Kiez arbeiten, der Polizei, der Gewobag und des Bezirksamtes. Folgende Themen standen zur Debatte:

Entwicklung der Situation seit März 2019 und aktueller Stand

Man war sich einig: Die Situation in Bezug auf den Handel mit und den Konsum von harten Drogen um den U-Bahnhof Yorckstraße hat sich im Vergleich zu 2016/ 2017 deutlich verbessert . Alle führten dies auf die gemeinsamen Aktivitäten zurück, die im 1. Kiezgespräch im April 2017 ihren Anfang genommen hatten. Das ist ein von den Anwesenden positiv gezogene Zwischenbilanz. Es war aber auch allen bewußt, dass die Szene immer noch im Schöneberger Norden anzutreffen ist, und dass es immer wieder zu räumlichen Verlagerungen der Szene kommen kann. Um an der Entwicklung der Situation dranbleiben zu können, wurde der Termin für ein 10. Kiezgespräch festgelegt.

Alle waren sich einig, dass es für alle Beteiligten wichtig ist, die Möglichkeit zu nutzen, Spritzenfunde u.ä. an das Bezirksamt zu melden, damit hier die Informationen zusammenlaufen und die Entwicklung im gesamten Schöneberger Norden verfolgt werden kann. Mehr dazu hier...

Sanierung des U-Bahnhofes Yorckstraße durch die BVG

Der Umstand, dass die Bauarbeiten noch bis 2021 andauern sollen, wurde vor allem von den Bewohner/innen nicht positiv aufgenommen. In diesem Zusammenhang wurde die Gefahrenstelle an der Yorckstraße kritisch diskutiert (Fußgänger queren die befahrene Yorckstraße vom Ausgang U7 zur S1 und S2). Auch hier haben besonders die Bewohner/innen darauf hingewiesen, dass es jederzeit zu Unfällen kommen kann und Maßnahmen zur Sicherung der Überquerung angemahnt. Das Bezirksamt und QM waren hier schon tätig geworden, die Senatsverwaltung wurde einbezogen.

Umgestaltung des Platzes Katzler-/ Ecke Yorckstraße durch das Bezirksamt Tempelhof Schöneberg

Die Bauarbeiten des Bezirksamtes an den Sportflächen werden bis Ende 2019 abgeschlossen sein. Der Umbau der Platzfläche muss mit den Baumaßnahmen der BVG koordiniert werden. Das verkomplziert die Baumaßnahme. Mehr dazu hier ...

Neue Gesichter im Kiez

Herr Gesell stellte sich als neuer Regionalkoordinator von der OE SPK für die Region Schöneberg Nord vor. Herr Larisch vom Träger `SI hoch3´ hat das Projekt Parkläufer vorgestellt. Die Parkläufer sind seit September 2019 im Nelly-Sachs-Park, im Kleistpark und im Heinrich-Lassen-Park im Einsatz und vor Ort erreichbar.

WAS BISHER GESCHAH...

2016 war die Situation kaum noch zu ertragen

Seit 2016 belastete der zunehmende Handel und Konsum von harten Drogen die Nachbarschaft rund um den U-Bahnhof Yorckstraße - und er breitete sich immer weiter im Schöneberger Norden aus. Dies hatte zu einer starken Verunsicherung der zunehmend unzufriedenen Anwohner/innen geführt, die auch mit Angst und Wut auf diese Entwicklung reagierten.

Deshalb hat das Quartiersmanagement Schöneberger Norden gemeinsam mit dem Treff 62 im April 2017 zum ersten Kiezgespräch in die Katzlerstraße 6 eingeladen. 2017 haben QM und Treff 62  vier und 2018 drei Kiezgespräche angeboten. Manchmal wurde in andere Sprachen übersetzt.

Für die Anwohner/innen und Akteure im Gebiet war von Anfang an klar, dass sie ihre Straßen und die öffentlichen Räume nicht aufgeben werden. Sie wollen sich aktiv, kreativ und friedlich gegen Drogen und Gewalt in ihrer Nachbarschaft wenden. Hier leben alle gerne und dies soll auch so bleiben.

Mit den Kiezgesprächen kam 2017 Bewegung in die Sache

Mit Hilfe der Kiezgespräche wurde Anfang 2017 das Gespräch mit den Bewohner/innen aufgenommen. Zunächst ging es darum, der Unzufriedenheit der betroffenen Anwohner/innen ein Ventil zu geben und die Aufmerksamkeit der Profis für die brisante Situation zu gewinnen. Dafür wurden alle an einen Tisch geladen.

In die offenen Gesprächrunden mit Bewohner/innen wurden von Anfang an Akteure aktiv einbezogen. Bisher waren beteiligt:

  • Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg (Stadtentwicklung, Jugendamt, Gesundheitsamt, Ordnungsamt, Grünflächenamt)
  • Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg (Gesundheitsamt)
  • Polizei (Bundespolizei, Berliner Polizei: Abschnitte 41, 42, 52, Präventionsteams)
  • BVG und DB (Management, Sicherheitsdienst)
  • Träger (Treff 62, GskA/outreach, Notdienst, Fixpunkt, Die kulturellen Erben, Jugendkunstpaten)
  • Gewerbetreibende (Bio-Company, Hellweg-Baumarkt, REWE)
  • Quartiersrat Schöneberger Norden
  • Gewobag und Hausprojekt Katzler 13
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen.

Auf diese Weise wurden Aufklärung, Vernetzung und ein gemeinsames Nachdenken möglich, ohne die Situation zu skandalisieren. Die Probleme wurden im Kiez offen diskutiert, es wurden gemeinsam Lösungen gesucht und es wurde aktiv gehandelt. Dies war die erste Voraussetzung dafür, durch großes Engagement positive Veränderungen herbeizuführen. 

Mittlerweile wurde einiges umgesetzt, an weiteren Lösungen wird gearbeitet, Veränderungen sind sichtbar

Seitdem ging es in kleinen Schritten voran. Die Liste der durchgeführten Aktionen und geplanten Maßnahmen ist mittlerweile ziemlich lang. Hier die wichtigsten Entwicklungen seit April 2017:

  • Am 07. April 2017 fand das 1. Kiezgespräch im Treff 62 statt.

  • Im Mai 2017 erarbeiteten Anwohner/innen einen Informationsflyer "Drogenhandel im Kiez - an wen kann ich mich wenden" für die Nachbarschaft (z.B. erhältlich beim Quartiersmanagement und im Treff 62).

  • Das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg konnte bereits im Dezember 2017 gemeinsam mit dem Träger outreach gGmbH ein Präventionsteam von 3 Straßensozialarbeiter/innen zum Einsatz bringen. Das Team beobachtet seitdem die Situation, ist für die Menschen ansprechbar und in den Netzwerken aktiv und unterstützt und initiiert Aktivitäten vor Ort. Hier muss jedoch immer wieder die Weiterfinanzierung gesichert werden.

  • Am 12. Dezember 2017 fand eine öffentliche Kehrenbürgeraktion in Kooperation mit der BSR auf dem Platz Katzler- / Ecke Yorckstraße statt.

  • Am 16. Dezember 2017 fand das gemeinsame Winterkiezfest als „Kiez-Aktion gegen Gewalt und Drogen“ statt. Ziel war die öffentlich sichtbare Rückeroberung des Platzes an der Ecke Katzler- / Yorckstraß durch die Anwohner/innen und der friedliche, kreative und bunte Protest gegen dessen Verwahrlosung.

  • Die Berliner Polizei hat ihre Aktivitäten im und um den U-Bahnhof Yorckstraße deutlich intensiviert.

  • Die Sicherheitsdienste der BVG und der DB verstärkten ihre Einsätze.

  • Die BSR hat ihre Einsätze auf öffentlichen Freiflächen intensiviert.

  • Die Werkstatt des notdienstes weitete ihre Einsätze zum Einsammeln von Spritzen an hochbelasteten Orten im Quartier deutlich aus.

  • Die Suchthilfekoordinatorin des Bezirkes Tempelhof-Schöneberg arbeitet im Netzwerk an einem Konzept zur Aufstellung von Spritzenabwurfbehältern in dem belasteten Bereich.

  • Die Suchthilfekoordinatorin sondiert  Möglichkeiten, damit mit den Drogenabhängigen vor Ort präventiv gearbeitet werden kann. Sie bezieht ihre Kollegin aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in die Bemühungen im Schöneberger Norden mit ein.

  • Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg beteiligt sich gemeinsam mit Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte an einem bezirksübergreifenden Soziale-Stadt-Projekt mit dem Titel "NUDRA - Überbezirklicher Aufbau eines Netzwerkes zum Umgang mit Drogen- und Alkoholkonsum und den Begleiterscheinungen im öffentlichen Raum für einen sozialen guten Zusammenhalt". Das Soziale-Stadt-Gebiet Schöneberger Norden ist Bestandteil dieses Projektes.

  • 2018 und 2019 wurde die bauliche Umgestaltung des Platzes an der  Ecke Katzler-/ Yorkstraße durch das Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg vorbereitet. Die Maßnahmen werden aus Mitteln des Programms Soziale Stadt finanziert.

  • Die BVG will den U-Bahnhof Yorckstraße im Jahre 2019 sanieren.

  • Am 29.01.2019 fand eine Infoveranstaltung des Bezirksamtes Tempelhof Schöneberg für Bewohner/innen zum Thema "Maßnahmen zur Verringerung der Drogenproblematik in Ihrer Umgebung" statt. Dabei ging es auch um das Aufstellen von Spritzenabwurfbehältern und den Einsatz eines Drogenkonsummobils in Tempelhof-Schöneberg.

  • Das Drogenkonsummobil wird 2019 außerhalb des Schöneberger Nordens an der Apostel-Paulus-Kirche im Akazienkiez eingesetzt. Hier engagieren sich Eltern seit 2018 gegen Drogen und für einen schönen Akazienkiez.

  • Im März 2019 werden fünf Spritzenabwurfbehälter im Schöneberger Norden aufgestellt, unter anderem am U-Bahnhof Yorkstraße.

  • Seit April 2019 stellt das Bezirksamt ein Formblatt zur Verfügung, mit dem das Sammeln von Informationen über Konsumrückstände wie Spritzen, Folien oder Schnapsflaschen im öffentlichen Raum deutlich erleichtert wird. Dieses Blatt gibt Bewohner/innen und Akteure zum ersten Mal die Möglichkeit, ihre Beobachtungen zu dokumentieren und dem Bezirksamt mitzuteilen. Dadurch wird das Wissen über das Problem verbessert und die Festlegung von Schwerpunkten für verbessernde Maßnahmen erleichtert. Mehr dazu hier ..

  • Im August 2019 haben die Sanierungsarbeiten der BVG im U-Bahnhof Yorckstraße begonnen. Sie sollen bis 2021 dauern.

  • Im September 2019 haben die Umbauarbeiten des Platzes Yorck- / Ecke Katzlerstraße begonnen, gefördert aus dem Programm Soziale Stadt.


Die Herausforderung besteht weiterhin

Mittlerweile sind viele positive Ansätze gefunden und umgesetzt worden. Sie haben bis jetzt jedoch noch nicht zu einer grundlegenden Verbesserung der Situation geführt. Die Szene ist immer noch präsent, im Umfeld, in Häusern, in der U-Bahn. Und der U-Bahnhof Yorckstraße ist noch nicht saniert. Deshalb wollen Alle weiter dran bleiben, die Anwohner/innen und die Profis.Und so gibt es auch 2020 wieder Kiezgespräche.

Nächster Termin: 24.03.2020 von 18.00 bis 19.30 Uhr im Treff 62 in der Katzlerstraße 6

text: Peter Pulm/ QM, fotos: QM